Hinter dem Schleier
Was ist Schönheit und wie zeigt sie sich? Ist Schönheit im Äußeren begründet oder findet man sie im Herzen eines anderen? Findet man sie in der Natur? Nur in angenehmen und leichten Tagen? Oder gibt es Schönheit auch im Schmerz?
Amy Jasmin Ritter hat mit ihrem Debütroman "Hinter dem Schleier" einen herzzerreißend schönen, aufwühlenden, emotionalen, bildgewaltigen, sehnsuchtsvollen, warmherzigen, sanften und zarten Roman geschaffen.
Dieses Buch drängt sich ins Herz, übt eine Sogwirkung aus, lässt einen nicht los und ist von Beginn an hoch spannend.
Einmal abgetaucht, ist man erst wieder ansprechbar, wenn man das Buch beendet hat.
Es geht in dieser Geschichte um Elissa Belham und Raphael Williams, beide haben Schweres erlebt. Elissa ist nach schweren Schicksalsschlägen auf der Flucht vor einem Verfolger, zudem schmerzt es sie, als ehemals wunderschöne junge Frau, dass ihr Gesicht entstellt ist und von ihrer Schönheit nichts mehr zu sehen ist. Als reiche, verwöhnte Frau lebt sie nun am Rande der Gesellschaft, immer in Angst entdeckt und erkannt zu werden.
Raphael, der gerade dabei war, seinen Lebenstraum zu verwirklichen, muss damit zurechtkommen, dass er erblindet und von anderen abhängig wird. Dazu kommt eine große Wunde aus seiner Vergangenheit, bei der es nicht zur Heilung kommt.
Ich habe beide Charaktere geliebt. Sie waren so realistisch gezeichnet, so vielschichtig und authentisch. Sie hatten Stärken und Schwächen, machten Fehler und gingen doch weiter.
Elissa hat eine unglaubliche Stärke und ich habe mich mit ihr verbunden gefühlt, ihre Fragen nach Gott, ihre Zweifel und ihre Gedanken nachvollziehen können. Zudem fand ich es bewundernswert, wie sie sich in ihr neues Leben fügt und kämpft.
Raphael war anders und doch voller Stärke. Er setzt sich ein für Menschen in Not, möchte helfen und für andere einstehen.
Beim Lesen dieser Geschichte brach es mir wirklich das Herz, ich konnte den Schmerz so fühlen und mir kamen die Tränen, die übers Gesicht rollen wollten. Diese Not, die Verzweiflung und die Sehnsucht nach mehr trafen mich.
Der schöne Schreibstil ließ mich alles mitfühlen, so als würde es mir selbst passieren, es war so schön erzählt. Ich kann es gar nicht wirklich beschreiben. Doch nein, das Buch war nicht nur traurig. Ich habe häufig lächeln müssen und habe die Geschehnisse gerne verfolgt und sie haben mich erwärmt und erfreut.
Zu sehen, wie sich alles fügt und dabei immer wieder neu von Gottes Liebe und Nähe zu uns Menschen zu erfahren war kostbar.
Gott ist Liebe und er ist immer da. Er spricht zu den Menschen, er lässt sie nicht allein und jeder ist wertvoll in seinen Augen. Er freut sich, wenn man zu ihm kommt und hat jederzeit Vergebung, ganz gleich, was vorher alles passiert ist.
Ab der Mitte des Buches wird der christliche Glaube immer präsenter und ist doch natürlich mit der Geschichte verwoben. Es ist eine Geschichte voller Spannung, dem Glauben an Gott, einer zarten Liebe, die nicht im Vordergrund steht und doch wunderbar zu erkennen ist. Ich denke das auch Leser die Liebesromane eher kitschig finden, diesen Roman lieben werden.
"Hinter dem Schleier" ist ein wunderbar starkes Buch, das von Vergebung spricht. Von Gott, von den Mitmenschen und sich selbst. Es geht darum zu verstehen, dass man diese Vergebung annehmen darf, um die schwere Last loszuwerden und die geschenkte Freiheit zu genießen.
Außerdem zeigt diese Geschichte, dass Schönheit nicht im Äußeren liegt, sondern im Herzen. Im Wesen unserer Mitmenschen, unseres eigenen Charakters und vor allem in Gott. Schönheit liegt in der Liebe, der Hingabe und der Selbstlosigkeit und ja, man kann sie auch an schweren Tagen finden.
Dieses Buch gehört definitiv zu meinen Jahreshighlights, denn es ist unfassbar gut.