Ich war doch noch ein Junge
Da ich sehr gerne Bücher von Holocaustüberlebenden lese, war ich auf dieses sehr gespannt.
Es geht um Mitka, der als kleiner Junge ins Konzentrationslager kommt, um von dort als Haussklave von einem Nazi-Offizier zu kommen.
Die Zeit vor und im Konzentrationslager nimmt nur einen Bruchteil in dieser Geschichte ein, es geht viel mehr um seine Zeit bei den Dörrs, die von Angst, Gewalt und ständigem Hunger geprägt ist.
Doch der größte Teil seiner Geschichte beschreibt die Zeit nach seiner Befreiung. Die Autoren beschreiben, wie er sich ein neues Leben aufbaut, um sich dann nach langer Zeit, auf die Suche nach seiner Herkunft, seinem Namen, seiner Familie und Identität zu machen.
Es war bewegend zu lesen, welche Gedanken und Gefühle, welche Verletzungen und Not Mitka erlebt hat und welche Auswirkungen es auf sein weiteres Leben hatte.
Gerade die Suche nach seinen Wurzeln ist fesselnd und interessant. - Ich habe vorher noch kein Buch gelesen, das so packend in diese Zeit hineinnimmt.
Oft habe ich das Gefühl, dass in Biografien "Die Zeit danach" nur noch schnell mit Fakten abgehandelt wird, hier aber bekommt man Einblicke in Mitkas Herz.
Denn was macht es mit einem, wenn man seine Eltern nicht "kennt", die eigene Kultur einem fast vollständig geraubt wurde und die Suche danach sich als extrem schwierig erweist.
"Ich war doch noch ein Junge" ist eine angenehm geschrieben und zu Herzen gehende Biografie, die mir häufiger Tränen in die Augen steigen ließ.
Es ist die Geschichte eines Mannes, der die Hoffnung nicht aufgab und seine Vergangenheit aufarbeiten möchte.