Uns führt der Mut

Sylvia B. Barron hat mit "Uns führt der Mut" ein grandioses Buch geschrieben, ein Buch, das mich in längst vergangene Tage zurückversetzt hat und durch das ich genau diese Zeiten miterleben durfte. Ja, ich hatte das Gefühl, durch das alte Dresden zu wandern und alles mit eigenen Augen zu sehen.
Die Charaktere sind originell, besonders, authentisch, vielfältig und vielschichtig. Barron hat viele unterschiedliche Persönlichkeiten geschaffen und an ihnen aufgezeigt, wie und wodurch manche Menschen eben wurden, wie sie wurden. Zudem ist alles eindrücklich, mitreißend und bildhaft beschrieben, was mich durchgehend begeistert hat.
Emma mochte ich übrigens wirklich gerne. Sie ist eine tolle Frau, die ihrem Herzen folgt und super sympathisch bleibt. Ihre Gedanken und Gefühle konnte ich nachempfinden und mich hineinversetzen. Neben Emma hat mich auch ihre Schwester Ilse sehr beschäftigt und ich hoffe, dass man in den weiteren Büchern mehr über diese junge Frau erfährt.
Außerdem habe ich über die vielen Details gestaunt, die die Geschichte so lebendig werden ließen. Sie waren wie kleine Diamanten die es zu finden gab. Es ist viel Recherche in dieses Buch geflossen und das spürt man auf jeder einzelnen Seite.
Es war hochspannend, die Entwicklung der einzelnen Charaktere mitzuerleben, zu sehen, wie der Antisemitismus in die Gedanken und Herzen schwappt, wie Menschen sich verändern und wie aus Freunden Feinde werden.
Es war erschreckend und beeindruckend zugleich zu sehen, dass niemand davor geschützt war und dass es doch Menschen gab, die sich dagegen wehrten. Menschen, die Liebe schenkten, wo andere ablehnten.
Neben dem Antisemitismus spielten auch Rivalität, Eifersucht, Neid und Missverständnisse eine große Rolle. Zudem wird der Kampf ums Überleben aufgezeigt und es stellt sich die Frage: Zu welchem Preis erreiche ich ein gesetztes Ziel? Es war unfassbar interessant, dazu lehrreich und sogar bildend.
Die Autorin hat es nämlich geschafft, nicht nur eine gute Geschichte zu erzählen, sondern auch Wissen zu vermitteln.
Die Geschichte selbst ist feinfühlig erzählt, schwere Themen wurden mit dem nötigen Respekt angesprochen und der Verlauf weist Überraschungen auf, weshalb ich vieles nicht vorhersehen konnte.
Dabei sind Träume, Hoffnungen, Ängste und Sorgen der dreißiger Jahre realistisch und bildhaft in die Geschichte eingearbeitet worden.
Der einzige Nachteil an dieser Geschichte war das Ende: Es kam zu schnell, es kam zu plötzlich, ich wollte doch noch dort verweilen und erfahren, wie es mit Emma weitergeht. Somit freue ich mich jetzt schon auf den zweiten Band und nehme mir vor, ihn noch mehr zu genießen, um länger etwas davon zu haben.
So bleibt abschließend nur noch zu sagen: "Uns führt der Mut" ist ein phänomenaler Auftakt einer ganz besonderen Reihe, bei dem man nur so durch die Seiten fliegt und doch verweilen möchte. Eine Geschichte, die zu Herzen geht und im Herzen bleibt.
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