Engelspost
Engelspost ist nicht mein erstes Buch von Iris Muhl, aber das Erste, das mich völlig überwältigt hat und das definitiv zu meinen Highlights gehört.
Von der ersten Seite an war ich völlig gefesselt und habe das Buch verschlungen, ohne wirklich Luft zu holen.
Es geht um den erfolgreichen Unternehmer, der fast schon gegen seinen Willen in einer Radiosendung interviewt wird. Er beschließt, völlig ehrlich und offen von seinem Leben zu erzählen. Dabei berichtet er auch von einer schicksalhaften Zugfahrt.
Fast die gesamte Geschichte spielt während dieser Zugfahrt und man hat das Gefühl dabei zu sein. Die Essensgerüche, die Ausdünstungen, die Gespräche und die Stimmung wirklich wahrzunehmen. Alles war so bildhaft vor meinen Augen, dass ich selbst in diesem Zug saß. Ich war dort und habe die Menschen in dem Zug erlebt, die Reichen und die Ärmeren, aber vor allem das kleine Mädchen, das wie ein Paket verschickt worden war und mit einer Briefmarke an ihrer Kleidung ganz still auf ihrem Platz saß.
Ich durfte beobachten, wie die Menschen einander begegneten, wie viel Misstrauen und falsche Verdächtigungen im Raum standen, wie egoistisch und rücksichtslos manche waren und wie liebevoll und freundlich wiederum andere sich verhielten.
Der Schreibstil war ein Traum, schlicht, klar, ausdrucksstark und gleichzeitig gewaltig. Der ganze Text ist flüssig wie Karamel und lässt sich wunderbar lesen.
Die Geschichte selbst geht ganz tief ins Herz. Zum Ende hin habe ich Schluchzer unterdrückt und mit Tränen in den Augen gekämpft weil es so herzzerbrechend war.
Man liest und liest und eigentlich liest man gar nicht sondern sitzt vor seinem radio und hört der brüchigen Stimme von Eliott White zu. Man lauscht und hofft, man bangt und ist dann überwältigt vom Verlauf.
Ich hatte keine Vorstellung wie die Geschichte ausgehen würde, sie war so anders und dadurch so unfassbar gut.
Wundervoll fand ich das die Charaktere so vielschichtig ausgearbeitet worden sind, vor allem das kleine Mädchen. Ich bin immer noch überwältigt.
Das Leben eines Waisenkindes ist wohl eher selten leicht, doch das was hier beschrieben wird lässt einen mitweinen. Nebenbei werden auch noch Themen wie Menschenhandel, Verachtung und Erniedrigung armer Menschen angeschnitten.
Mittendrin ist Eliott der einige Gespräche führt, die Menschen beobachtet und während dieser Fahrt sein Leben überdenkt um dann verändert zu werden.
"Engelspost" ist ein ganz ganz besonderes Buch, eines der besten das ich in diesem Jahr gelesen habe.
Ich bin immer noch überwältigt und empfehle es von ganzen Herzen.
Besonders zu betonen ist das diese Geschichte auf der Tatsache beruht das man früher Kinder bis zu einem bestimmten Gewicht wie ein Postpaket versenden konnte.
Lest dieses Buch, es ist gigantisch.