Das Haus am Ende der Welt

Ach, was habe ich mich gefreut, als ich erfahren habe, dass es ein neues Buch von Katrin Faludi geben wird. Als es dann auch noch hieß: "Es ist ganz anders als ihr erster Roman", wurde ich noch ungeduldiger und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil - sie wurden weit übertroffen.
Ein junges Mädchen, das auf der Suche nach der Wahrheit ist, ein Vater, der um sie kämpft und viele Geheimnisse aus der Vergangenheit, die aufzubrechen drohen wie ein eitriges Geschwür - das konnte nur spannend werden.
So kam, was kommen musste, ich habe das Buch in einem Rutsch, an einem Tag durchgelesen und habe zu keinem Zeitpunkt gewusst, ja nicht mal geahnt, wie die Geschichte ausgehen würde.
Mais und Hennings Geschichte ist komplex und es bedarf gerade am Anfang etwas Konzentration, doch dann fügt sich alles und es scheint, als würde ein Schleier langsam gelüftet, um ein interessantes und detailreiches Bild zu offenbaren.
Der Schreibstil war grandios und vor allem die Beschreibungen der Natur, aber auch anderer Schauplätze hat mich fasziniert. Oft hatte ich das Gefühl, selbst durch Finnland zu streifen, den Duft von frischem Gras, Pferd, Regen und Gebäck zu riechen. Alles wurde vor meinem inneren Auge lebendig und ich habe mich in die Geschichte versetzt gefühlt. Es war realistisch und dabei so eindrücklich und wortgewaltig erzählt, dass die Geschichte mich fest im Griff hatte.
Die Sprache ist modern und die Geschichte dadurch angenehm zu lesen, es gibt ein paar kräftigere Ausdrücke, die mich allerdings nicht weiter gestört haben. Einzig über einen Satz bin ich gestolpert, da ich ihn als unpassend empfinde.
Im Übrigen ist es ein zeitgenössischer Roman, der teils aus Hennings Sicht und damit in der Ich-Form und teils aus der Erzählperspektive erzählt wird. Unterbrochen werden die Erlebnisse mit Sprüngen in die Vergangenheit, was sich aber immer gut einordnen lässt. Zum einen sind sie kursiv geschrieben und zum anderen gibt es zum Kapitelanfang Zeitangaben.
So kann man wunderbar beobachten, was passiert und was dazu geführt hat, dass die Dinge sind, wie sie sind.
Dabei geht es um Verzweiflung, viele Fragen, Geheimnisse und Menschen, die an schwerwiegenden Fehlern und ihren Konsequenzen fast zerbrechen.
Zum Ende hin habe ich geweint und beim Lesen ist mein Herz an zwei Stellen in tausend Stücke zerbrochen.
Dieses Buch hat eine Schwere, die kaum zu benennen ist und spricht darüber, dass man sich und anderen Fehler eingestehen muss, um Frieden finden zu können, denn Beziehungen, die auf Schuld gegründet wurden, sind wie auf Sand gebaute Häuser.
"Das Haus am Ende der Welt" ist ein vielschichtiger und anspruchsvoller Roman, der fesselnd und durchweg spannend die Geschichte von Zusammenbruch und Neuanfang berichtet.