Was wir für wahr gehalten haben

Gänsehaut pur, viele Emotionen, Geheimnisse und zwei Erzählstränge, die lange keine Verbindung aufzeigen und dann doch perfekt miteinander vereint werden, weshalb mich dieses Buch umgehauen und vollends begeistert hat.

Gleich zu Anfang bin ich sofort in die Geschichte gerutscht und habe Mattie und Nash, sowie Ava und Gunther so gerne kennengelernt.
Mattie ist mit ihrer direkten Art, ihrem übersprudelnden Wesen, aber auch ihrer großen Wut und Trauer zu Beginn etwas eigenartig, doch dann habe ich sie ins Herz geschlossen.
Nash hat mir allerdings sofort gefallen, seine Ruhe und Gelassenheit sowie seine Kraft nach einem schweren Erlebnis das Leben wieder in Angriff zu nehmen fand ich stark.

Ava habe ich geliebt und der Teil mit ihr ist auch mein Lieblingsteil. Sie ist eine Seele von Mensch, warmherzig, liebevoll, geduldig und mit dem Herzen am rechten Fleck. Sie sieht tiefer und sucht den Wert eines jeden Menschen. Ich habe sie bewundert.
Gunther war mir ebenfalls sofort sympathisch, seine Kraft, seine Stärke, die aus völliger Verzweiflung und Fassungslosigkeit gewachsen sind, haben mich fasziniert. Ich denke, wir haben viele Gunthers auf dieser Welt und sie mögen auf den ersten Blick ruppig und kurz angebunden wirken, aber sie sind wertvoll und haben ihre Geschichte.

Dieses Buch spricht in zwei Erzählsträngen, die im Abstand von knapp dreißig Jahren spielen zwei eindringliche Geschichten, bei denen lange nicht klar ist, wie sie zusammengehören. Dadurch wirkt alles etwas geheimnisvoll und man taucht immer tiefer in die Geschehnisse ein. Ich muss sagen, dass mich dieser Roman auch in den Lesepausen beschäftigt hat und mich die Botschaft des Buches nachhaltig beeindruckt.

Hier gibt es Menschen, die über Vorurteile und alte Wunden hinweg anderen Menschen die Hand reichen, um einen Neuanfang zu wagen. Dabei neue Wege gehen, um Liebe zu empfangen und zu geben. Hier sind Menschen, die Träume aufgeben, um den Traum zu leben.

Das alles ist mit einer großen Sanftheit und Wärme sowie einem Hauch Melancholie erzählt, geht unter die Haut und weckt tiefe Emotionen.
Zum Ende hin habe ich Gänsehaut bekommen und Tränen in den Augen, denn ich war tief berührt.

Michelle Shocklee hat einen ergreifenden Roman geschrieben, der über Vergebung, Neuanfänge und tiefer Liebe spricht.
Ich bin begeistert und empfehle dieses Buch von ganzem Herzen.

Meine Bewertung
sehr gut
Informationen zum Buch
Was wir für wahr gehalten haben
Michelle Shocklee
paperback
384
2025
Francke-Buch
Tennessee, 1969: Seit dem Tod ihres Zwillingsbruders Mark ist Mattie Taylor auf der Flucht – vor ihrem Zuhause, ihrer Familie und dem Schmerz, der sie nicht loslässt. Doch als sie erfährt, dass ihre Mutter im Sterben liegt, kehrt sie widerstrebend nach Hause zurück. Dort erwartet sie nicht nur eine angespannte Atmosphäre, sondern auch eine geheimnisvolle Truhe voller Briefe aus der Vergangenheit. Wer war Gunther Schneider und warum scheinen die alten Briefe Matties eigenes Leben auf den Kopf zu stellen? Tennessee, 1942: Ava Delaney hat alles verloren – ihren Ehemann, ihre Zukunftspläne, ihre Hoffnung. Um nicht an ihrer Trauer zu zerbrechen, nimmt sie eine Stelle in einem Internierungslager an. Dort begegnet sie Gunther, einem Medizinstudenten, der nur wegen seiner deutschen Herkunft als Feind gilt. Je mehr Ava ihn kennenlernt, desto stärker zweifelt sie an den Wahrheiten, die ihr beigebracht wurden – und steht bald vor einer Entscheidung, die ihr ganzes Leben verändert. Zwei Frauen, zwei Zeiten und ein Geheimnis, das alles infrage stellt. Ein ergreifender Roman über Liebe, Verlust, Vorurteile, Vergebung und die Suche nach dem eigenen Ich.