Ketten zerfallen zu Staub

"Im Gefängnis wurde mir klar, dass Gott uns nicht deshalb prüft, damit unser Glaube vor ihm offenbar werde, sondern damit er für uns selbst offenbar werde. Wir sehen erst dann klar, wie es um unsern Glauben bestellt ist, wenn er geprüft wird, und das nicht in guten, sondern in schwierigen Zeiten." Zitat S. 293
"Ketten zerfallen zu Staub" ist ein eindrucksvolles Buch, das von extrem schweren Zeiten und einem großen Glauben an Gott berichtet.
Gleich zu Beginn gibt es eine Triggerwarnung, die auch beachtet werden sollte. (Mehr dazu unter dem Klappentext) Ich persönlich kann vieles lesen, doch hier musste selbst ich zu Beginn einige Zeilen überspringen, weil es mir zu schlimm war.
Die Beschreibungen gerade zu Anfang gingen mir unter die Haut und bohrten sich in mein Herz, ich war erschüttert, schockiert und entsetzt vor allem über die Praktiken im Bezug auf die Mädchenbeschneidung im Sudan.
Diese Schwere wird im Verlaufe des Buches zwar nicht weniger, ist aber nicht mehr so unfassbar wie auf den ersten Seiten, später wird es nur noch einmal besonders schlimm. Die Zeit der Verfolgung, der Flucht und der Zeit im Gefängnis sind zwar ebenfalls erschütternd, aber anders.
Wer also Anteil an Mariams Leben nehmen möchte, aber Sorgen hat, ob er es aushalten kann, nur zwei Kapitel von 58 fand ich unerträglich, die anderen waren intensiv und doch gut auszuhalten.
Mariams Geschichte beginnt schon bei ihren Eltern, geht über ihre Kindheit bis hin zu ihrem Leben als Erwachsene. Ich fand es spannend, da das Leben eines Kindes unweigerlich, mit dem der Eltern verknüpft ist.
Interessant waren zudem die Beschreibungen des Lebens als Christ im Sudan, einem Land, in dem die Scharia geltendes Gesetz ist. Man hat als Christ zwar offiziell mehr Freiheiten und muss sich doch den Regeln beugen. Der Spagat zwischen den Welten war spannend, und ich konnte alles gut verstehen und mitfühlen.
Hierbei halfen die lebendigen Beschreibungen des Alltags, der Umgebung und der Gefühle. Schade fand ich nur, dass dieses Buch keinen Bildteil hat, denn ich persönlich finde, dass es die Lebensberichte noch nahbarer macht.
Ab der Mitte des Buches fand ich die Erzählung allerdings zudem etwas weitschweifig und zu ausführlich, ich vermute aber, dass man nicht viel hätte weglassen können, denn vieles davon war wichtig, um zu verstehen. Zu verstehen, wie das Leben im Sudan ist, zu verstehen, was für Gedankengut und Ordnungen dort herrschen.
Besonders stark war aber Mariams Festhalten an Gott beschrieben. Auch wenn sie anfangs eher der Form nach Christ war, wurde es mehr und mehr zur festen Überzeugung und erfüllte sie schließlich ganz, was sie dann auch dazu befähigte unfassbar schwere Zeiten zu überstehen.
Sie beschreibt den Frieden in ihrem Herzen, die Ruhe, die aus Gott kam, erzählt von Wundern, die sie erlebt hat und von der Kraft, die Jesus ihr schenkte.
"Ketten zerfallen zu Staub" ist also ein beeindruckendes Buch, das über Christenverfolgung spricht und ihm ein Gesicht verleiht. Es ist ein intensives Buch, das sich zu lesen lohnt, und ich empfehle es gern weiter.