Die Kunstschätzerin

Als ich dieses Buch sah wusste ich, das möchte ich lesen. Dieses Cover ist einfach wunderschön gestaltet. Die Frau, die getragene Mode, der Blick auf die Kerze und der kleine Lichtschein. Alles ist so stimmig und harmonisch.

Ich war sofort angesprochen und das Buch hat mich nicht enttäuscht.

Eleanor übernimmt die Leitung des Familienunternehmens und als Frau im Jahre 1866 ist das allein schon außergewöhnlich.

Doch sie liebt Kunst und ist begeistert auf der Suche nach neuen Sammlerstücken und deshalb hervorragend dafür geeignet. Ihr Onkel, der gesundheitlich angeschlagen ist und dem das Alter langsam zu schaffen macht, arbeitet auch noch mit und vom ihm und ihrem Vater hat sie sich viel Wissen über Kunstwerke angeeignet.
Sandra Byrd hat es gut und anschaulich geschafft die Art und Weise der damaligen Echtheitsprüfungen zu beschreiben.

Eleanor liebt ihren Beruf doch dann bekommt sie den Auftrag Baron Harry Lydney zu prüfen. Das wäre schon herausfordernd genug, doch der Baron ist ihre Jugendliebe und sie muss darum kämpfen sachlich und nüchtern zu bleiben um die Situation fair zu beurteilen.
Es geht darum das dem Baron unterstellt wird einige wertvolle Kunstschätze aus der Sammlung seines nun verstorbenen Vaters verkauft zu haben.

Die Aufgabe ist schwerer als gedacht denn Gefühle und Alltag erschweren ihr die Arbeit, aber sie muss herausfinden ob an dieser Anschuldigung etwas dran ist um dann zu entscheiden ob Harry Lydney das Erbe seines Vaters im vollen Umfang antreten kann oder eben nicht.

Die ganze Geschichte ist angenehm und flüssig erzählt.
Kleine Erinnerungen Eleanors sind perfekt eingefügt und geben wunderbare Einblicke in die Vergangenheit.

Das Setting ist grandios gewählt worden, kleine Details zu Kunstgegenständen, deren Herkunft und Geschichte, dazu andere Kunstliebhaber, der Adel sowie die ärmere Gesellschaftsschicht, Eleanors Besuche im Londoner Gefängnis um den Frauen von Gottes Liebe weiterzugeben und die Rolle der Frau der damaligen Zeit.

Dazu eben Eleanor mit ihren Gefühlen, Wünschen und Träumen.
Sie ist toll charakterisiert, sympathisch, herzlich und liebevoll mit dem großen Wunsch das Richtige zu tun.

Ihre Verwirrung, der entstehende Ärger, die Verantwortung für das Unternehmen, den kranken Onkel, die Sorgen und Ängste und die große Frage "Wer ist Baron Lydney wirklich" sind authentisch und realistisch beschrieben.

Die Geschichte beginnt ruhig und wird dann immer spannender und aufregender. Die Ereignisse überschlagen sich zum Ende hin fast und man möchte wissen wie es nun ausgeht.

Ganz ganz toll fand ich das ihre Suche nach tiefer Beziehung zu Gott, und die daraus folgende Erfahrung das Gott immer da ist, von Sandra Byrd wunderbar herausgearbeitet wurde wenn auch der Glaube sonst eher zurückhaltend thematisiert wird.

"Die Kunstschätzerin" ist ein guter historischer Roman, detailreich, vielschichtig, warm und liebevoll geschrieben und bietet herrliche Stunden voller Lesegenuss.

Meine Bewertung
gut
Informationen zum Buch
Die Kunstschätzerin
Sandra Byrd
Brigitte Hahn
paperback
400
2022
Francke-Buch
Viktorianisches England, 1866: Die junge Kuratorin Eleanor übernimmt das Familienunternehmen, das private Kunstsammlungen betreut und wertvolle Sammlerstücke restauriert. Ein reicher Kunde betraut Eleanor mit einem Auftrag, der sie aufs Äußerste herausfordert: Sie soll ihrer unglücklichen Jugendliebe, Baron Harry Lydney, auf den Zahn fühlen: Versetzt der aufrichtig wirkende junge Mann heimlich Stücke aus der Sammlung seines Vaters? Nur, wenn er sich als der erweist, der er zu sein scheint, darf Eleanor ihm die Kunstschätze überlassen. An dieser „Echtheitsüberprüfung“ hat Eleanor auch ein ganz persönliches Interesse – hatte Harry ihr doch einst einen Ring als Unterpfand ihrer gegenseitigen Liebe gegeben. Dann allerdings verschwand er auf mysteriöse Weise, nur, um mit einer attraktiven italienischen Adeligen zurückzukehren. Hat er ihre Liebe verraten? Wird er sich als echt oder falsch erweisen wie so manches Kunstwerk, das der Begutachtung durch Eleanor nicht standhält?