Die Cornwall Saga

In diesem wunderschönen Buch werden zwei tolle Geschichten miteinander vereint, was mich sehr freut. Da ich die Sachbücher der Nicola Vollkommer sehr schätze, war ich auf diese beiden Romane sehr gespannt.
Im ersten Teil hat es etwas gedauert, bis ich abtauchen konnte, doch dann war ich völlig verzaubert.
Charlotte ist so sympathisch, verletzlich, aber auch voller Liebe, Jack ist gradlinig und treu und beide haben sich in mein Herz geschlichen.
Die Themen, die angesprochen wurden, gingen mir dabei unter die Haut, denn es ging um Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, Misshandlungen, einer Kälte im Elternhaus und den Wunsch, mit den ganz persönlichen Sehnsüchten gesehen zu werden.
Im zweiten Band war ich dagegen sofort gepackt, allerdings waren mir die Charaktere nicht ganz so lieb wie im ersten Teil und die Geschichte nicht nur immer komplexer, sondern auch verwirrender.
Elinor war wie ein störrisches Pferd und ich habe einige Male den Kopf über sie geschüttelt und das, obwohl ich sie auch verstehen konnte. In und durch ihre Person ist das Thema Sehbehinderung in die Geschichte eingeflossen, was ich interessant fand. Edward war geheimnisvoll, genauso wie Marie. Die beiden mochte ich tatsächlich echt gern, auch wenn man lange nicht weiß, wie sie endgültig einzuordnen sind.
Die Dynamik in beiden Geschichten war toll, der Schreibstil sehr angenehm, fast schon poetisch und die Beschreibungen der Umgebung sehr bildhaft.
Sehr beeindruckend und erschreckend fand ich zudem die Einblicke in die Schreckenstaten, die armen und bedürftigen Menschen angetan wurden. Dieses Elend war im zweiten Band so ergreifend geschildert, dass ich manchmal innehalten musste.
Die Themen im zweiten Teil sind ebenfalls gut gewählt, denn es geht um Gier und seine Folgen, Machtmissbrauch, Armut, aber auch Hoffnung, den Glauben an das Gute und der Erkenntnis, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
In beiden Romanen spielt der Glaube eine kleine und feine Rolle, nicht aufdringlich, aber doch präsent und durchaus angenehm.
So konnten mich beide Geschichten gut unterhalten und ich kann sie leichten Herzens weiterempfehlen.
Wer also in die glitzernde Welt des Adels abtauchen möchte, gleichzeitig aber auch mehr über das Leben der Dienerschaft erfahren will und auch Besuche in Armenvierteln nicht scheut, der wird hier auf seine Kosten kommen.
Die Cornwall-Saga ist eine wertvolle Reihe, die schöne Lesestunden schenkt.