Der Ketzer von Konstanz

"Der Ketzer von Konstanz" ist für mich ein ganz besonderes Buch, auch wenn mir bewusst ist, dass manche es anders sehen werden.
Doch worum geht es und warum denke ich so?

In diesem Buch lernt man Jan Hus kennen. Er ist eine starke historische Persönlichkeit mit einem interessanten Leben. Man begegnet ihm in Prag und begleitet ihn dann nach Konstanz zur Zeit des großen Konzils. Alle Mächtigen der katholischen Kirche, Päpste und Kardinäle, sowie der König treffen sich dort und die Gemüter sind erregt. In diese Machtkämpfe hinein kam Jans Botschaft: "Über allem die Gnade" nicht wirklich gut an.

Ich mochte, wie Corinna Wolf diese Geschichte aufgebaut hat. Sie beginnt mit Jans Gedanken und Hoffnungen sowie seinen Ängsten und Sorgen. Durch ihren Schreibstil ist man Jan schnell sehr nah und kann sich so wunderbar in ihn hineinversetzen. Auch die weiteren Charaktere werden einem schnell sehr bekannt und vertraut.

Alle Personen sind realistisch und das Geschehen in Konstanz wird bildhaft beschrieben. In meinen Gedanken war ich dort und habe das erregte und aufgewühlte Leben miterlebt. Ich war, obwohl ich die Geschichte um Jan Hus schon kannte, beim Lesen angespannt, aufgeregt und durchgehend gefesselt.

Außergewöhnlich, und deshalb vielleicht nicht für jedermann, fand ich die Beschreibungen der unsichtbaren Welt. Die Autorin hat Engel und böse Geister "sichtbar" gemacht und den Kampf zwischen Gut und Böse eindrücklich beschrieben. Mir hat genau das gefallen, auch wenn ich anfangs irritiert war, denn oft unterschätze ich die Macht der unsichtbaren Welt. Hier wurde aber ein sehr realistischer Kampf beschrieben, der mir zeigt, wie groß und echt diese Mächte sind. Doch nicht nur die bösen Mächte sind sichtbar gemacht worden, sondern auch die beschützenden und stärkenden Engel. Dadurch kommt Gottes Kraft und sein Frieden, sein Trost und seine Zusage auf eine Herrlichkeit nach dem Tode wunderbar raus.
Es hat mich bewegt, davon zu lesen, wie Gott wirken kann und vielleicht auch in Jan Hus gewirkt hat.

Es gab aber auch eine Stelle die mich sehr gestört hat, die Frage ob Jesus gelogen hat oder nicht sollte sich nicht stellen und das verdarb mir etwas die Lesefreude.

"Der Ketzer von Konstanz" ist ein Roman, keine Biografie. Es ist ein Buch, das die sichtbare und unsichtbare Welt beschreibt, miteinander vereint und verbindet und mitnimmt in eine turbulente Zeit voller Umbrüche und Veränderungen. Dieses Buch spricht von der Kraft, die Gott schenkt, einer Kraft, die größer ist als jegliche Angst, einer Kraft, die jedem Menschen geschenkt werden kann.

Ich mag dieses Buch und wer sich auf eine außergewöhnliche Geschichte einlassen möchte, wird hier gute Unterhaltung finden.

Meine Bewertung
gut
Informationen zum Buch
Der Ketzer von Konstanz
Corinna Wolf
Hardcover
448
2024
SCM
Konstanz, 15. Jahrhundert. Jan Hus kämpft für seine Überzeugungen: Die Kirche Jesu ist in keinem Gebäude zu finden, Vergebung kann nicht gekauft werden. Die katholische Kirche sieht das anders. Als Jan unter die Räder der Machtbestrebungen von Päpsten, Kardinälen und dem deutschen König gerät, droht seine Botschaft den politischen Auseinandersetzungen zum Opfer zu fallen. Jans Glaube wird dabei auf die härteste Probe seines Lebens gestellt, während in der unsichtbaren Welt die Mächte des Himmels und der Dunkelheit um die Herzen der Menschen kämpfen. Am Ende bleibt die Frage: Ist die Welt schon bereit für Veränderung – oder kann Jan etwas bewirken, was über sein irdisches Leben hinaus wirkt? Ein Roman über Hingabe, Mut und Berufung, der persönlich herausfordert.